Bulgarien; Angekommen in Europa!
Kaum hatte ich die Grenze zu Europa passiert, ereilte mich erstmalig auf meiner Reise eine ganz typische Zivilisationskrankheit. Eine Grippe!
Leider bzw. glücklicherweise bedeutete das, daß ich meinen nicht vorhandenen Plan, Bulgarien in einer Woche wieder zu verlassen, über den Haufen werfen musste.
Mein Rad erhielt eine ungewollte Erholungspause und ich unternahm eine Entdeckungstour mit dem Bus in Gegenden von Bulgarien, die ich mit dem Rad nicht erkundet hätte.(Einfach im Bett bleiben kann ich immer noch nicht ) Wurde auch wieder belohnt durch das Kennenlernen aussergewöhnlicher Menschen, die mich dann auch laenger dort festhielten als geplant.
Der Bus brachte mich ohne körperliche Anstrengung nach VELIKO TARNOVO, eine wunderschöne Stadt an den steilen Nordhaengen des Balkangebirges.
Die Festung Zarewetz
Der Fluss Jantra in Veliko Tarnovo
Eine tolle, wie ich meine aussergewoehnliche Interpretation des christlichen Themas (Kreuzigung) in der Kirche der Festung Zarewez.
In der Architektur Bulgariens finden sich überall Spuren des Sozialismus, aber an allen Ecken fehlt das Geld, Häuser wohngerecht zu renovieren.
Das Land hat gerade mal 7.1 Mio Einwohner (halb so viel wie die Stadt Istanbul) Daher bekommt man, wenn man durch die Lande zieht, immer den Eindruck,es ist Sonntag. Nirgendwo ist es wirklich hektisch oder überlaufen.
In HOSKOVO, wo ich mein Rad eingelagert hatte, findet man einen Guinessbuchrekord.
Die Marienstatue mit Jesuskind ist mit 14 Metern die grösste der Welt.
Weiter ging es in die Stadt PLOVDIV, eine der am längsten ununterbrochen bewohnten Stadt in Europa.
Der Weg dahin führte mich über eine Straße, die schon seit der Antike die Städte Istanbul mit Sofia verbindet und laut bulgarischen Radlern EXTREM gefaehrlich sein soll. Ich habe die ganze Zeit vergeblich auf die gefährlichen Streckenabschnitte gewartet.
Eine tolle Altstadt, in der man viele Häuser im Stil der bulgarischen Wiedergeburt aus dem 19-ten Jh. findet. Die osmanische Fremdherrschaft in dieser Region hat lange eine eigene Entwicklung in Bulgarien verhindert.
Aus der römischen Zeit findet man in der Altstadt ein antikes Theater. Entdeckt wurde es zufällig bei Bauarbeiten. Da eine 15 m dicken Erdschicht entfernt werden musste, dauerte die Freilegung 10 Jahre. Auch heute werden dort kulturelle Veranstaltungen geboten.
Musik ueberall und nicht nur im alten Theater. Man sagt, daß die Bulgaren sehr kreativ sind. Bei den wenigen Landsleuten, die ich kennengelernt habe, kann ich das nur bestaetigen.
Wieder auf Abwegen, denn ich habe noch einen Abstecher zum KLOSTER RILA gemacht. Ein Nationalheiligtum, welches in die Liste des Weltkulturerbes der Unesco aufgenommen wurde.
Einfach toll und jede Anstrengung wert!
Sozialistische Denkmäler und gelebte Freiheit Bulgarische Pferde mit ihren Anti-Fliegen-Puschel
Natürlich darf ein Besuch der Hauptstat SOFIA (ca. 2 Mio Einwohner) nicht fehlen, die sowieso auf meinem Weg lag.
Da der Verkehr in dieser Stadt aus allen Nähten platzt, wird eine U-Bahn gebaut. Die Bauzeit zieht sich ungewöhnlich lange hin, da man immer wieder Zeugen aus der Vergangenheit ausgräbt.
Nationaltheater
Die heilige Sofia, Schutzpratronin der Stadt Sofia
ALEXANDER-NEWSKI-KATHEDRALE (Bauzeit 1904-1912)
Das Wahrzeichen der Stadt.
Sie wurde zur Erinnerung an Zar Alexander II und die rund 200.000 russischen Soldaten, die bei der Befreiung Bulgariens von der osmanischen Herrschaft im Russisch-Osmanischen Krieg von 1877-78 starben, errichtet.
Mafiosi oder Gottesdiener??
Die KIRCHE VON BOJANA, ebenfalls auf der Liste des Weltkulturerbes der Unesco.
Auch hier entdeckte ich Überraschendes.
Abgesehen davon, daß ich die erste Besucherin war, und somit die Kirche aufschliessen durfte (soll Glück bringen und davon kann man ja nie genug haben) hatte der Führer unendlich viel Zeit, sich mit mir zu beschäftigen, womit ich ja generell kein Problem habe. Allerdings, wenn man in eine Wolke aus Knoblauchduft getaucht wird und dem Mann es nichts ausmacht, mich staendig von einem Ort zum naechsten zu "zerren" kann es auch sehr anstrengend werden. Allerdings wusste er wovon er sprach!
Berühmtheit erlangte die Kirche auf Grund ihrer Fresken aus dem 13 Jh., die über eine noch ältere Schicht Fresken gelegt wurde. Insgesamt hat die Kirche 3 Schichten Fresken übereinander.
Weiter ging es nach MONTANA.
Unterwegs bin ich wieder mal mehrfach dem Tod von der Schippe gesprungen. Denn ein Hobby der Bulgaren wird für Fahrradfahrer zu einem grossen Risiko. DAS SAMMELN VON GULLIDECKELN! Ich habe bisher nicht ermitteln können, was sie damit machen oder ob sie sie einfach nur an ihre Wände hängen. (Wahrscheinlich werden sie an Schrotthänler verkauft)
Bei einem Besuch von BELOGRADSCHIK haben wir an einem kleinen, für mich sehr faszinierenden Kloster halt gemacht. Leider konnten die dort lebenden Menschen mir nicht erklaeren warum sie in der Kapelle menschliche Schädel öffentlich zur Schau stellen, oder hat es an meinen mangelnden bulgarisch Kentnissen gelegen das nicht zu verstehen.
BELOGRADTSCHIK, ein kleiner Ort der ein Fort in einer skurillen Felsenlandschaft beherbergt.
Die Wanne ist voll ...la, la, laaaa
Auf dem Rückweg - ein Esel kommt selten allein Was will die den von mir, denkt sich der Esel bestimmt.
Dann war es so weit: Ich machte mich auf den Weg zur DONAU!